Christian Weiland (1810-1879)
Am 28. Juni 1841 erscheint in der Wiener Zeitung die erste Zeitungsanzeige des befugten Tischlers Christian Weiland.
Er empfiehlt sich darin mit allen Arten von Tischlerwerkzeug aus gut getrocknetem Holz und mit englischem Gussstahl aufgelegten Hobeleisen. Seine Adresse lautet neue Wieden, Wehrgasse 855.
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Am 23. Jänner 1854 erhält Weiland ein Privilegium auf eine "Verbesserung des Doppelhobels" und ein weiteres auf die "Verbesserung in der Erzeugung von Holzschrauben-Schneidwerkzeugen" auf ein Jahr. Beide werden 1855 für ein Jahr verlängert, 1856 jedoch lässt Weiland sie auslaufen.
Im Februar 1854 schaltet er einige sehr informative Werbeanzeigen in der Wiener Zeitung mit Beschreibungen der beiden Privilegien. Jene der Verbesserung des Doppelhobels ist ein wenig diffus. In meiner Lesart handelt sich dabei um ein mit zwei Stellschrauben verstellbares Hobelmaul, ähnlich der Art wie es Jahrzehnte später von Georg Ott (Ulmia) für den Reformhobel verwendet wurde. Weiss & Sohn und auch Johann Horak (in Prag) bieten in den 1860er Jahren nahezu identische "verstellbare Doppelhobel" an. Da weder Weiss noch Horak ein Privilegium auf diese Konstruktion anmeldeten, gehe ich davon aus, dass es sich dabei um jene von Weiland handelte (siehe auch hier).
Beim zweiten Privilegium handelt es sich um eine gusseiserne Schneidkluppe für Holzgewinde.
Außerdem beschreibt Christian Weiland zwei weitere eigene Erfindungen, für die es allerdings keine entsprechenden Privilegien gibt. Und zwar erstens einen verstellbaren Zentrumsbohrer, ähnlich den schon aus England bekannten Modellen, und zweitens um Hobelbänke, die mit fußgetriebenen Maschinen, etwa Kreissägen oder Gehrungssägen, kombinierbar waren.
Weiters erwähnt Weiland auch die Herstellung von fertigen gekehlten Leisten und Gesimsen für die Möbelherstellung, sowie die Erzeugung von Maschinen zur Herstellung solcher Leisten.
Im Mai 1856 erwirbt Christian Weiland ein weiteres Privilegium, und zwar auf die Herstellung von verschiedenen Tischlerwerkzeugen wie z. B. Bohrer, Schraubzwingen, Hobel und Hobelbankbestandteile aus Gussstahl, das er aber bereits im März 1857 freiwillig zurücklegt.
Weilands Gattin Josefa stirbt am 19. Jänner 1857 im Alter von 54 Jahren.
Eine dritte Serie von Werbeanzeigen erscheint im Dezember 1866 im Wiener Fremden-Blatt. Eher ungewöhnlich dabei ist die Angabe von Verkaufspreisen in einer Zeitungsanzeige.
Die Adresse hat sich durch eine Neunummerierung 1862 in Wehrgasse Nr. 16, Margarethen, geändert.
Eine eher tragikomische Anekdote ereignete sich im Jahr 1869, als sich der Tischlergeselle Christian Weiland (wahrscheinlich der gleichnamige Sohn des Werkzeugherstellers) wegen "Lebensüberdruß und Liebesgram den Tod geben" wollte, indem er ins Wasser ging, aber an einer Stelle, die nicht tief genug war. Er wurde wegen "Anzeichen von Irrsinn" unter Beobachtung gestellt. Die Meldung erschien in mehreren Tageszeitungen.
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Am 19. Juli 1879 starb Christian Weiland im Alter von 69 Jahren an einer Lungenentzündung.