Die Anfänge, 1809 - 1840
Johann Weiß wurde am 19. Nov. 1788 in Reckartshausen in Bayern geboren. Er erlernte das Tischlerhandwerk, arbeitete danach in Deutschland und in Prag, bevor er 1809 nach Wien kam. Dort fand er eine Stelle in Franz Grubers Werkzeugfabrik. 11 Jahre später, im Jahre 1820, hatte er genug Kapital gespart, um sich als Werkzeugmacher selbstständig zu machen. Aus dem selben Jahr stammt auch der erste Eintrag in einem Adressbuch, und zwar als Tischler in Wien, auf der Wieden Nr. 579. Die Hausnummer 579 wurde im Zuge einer Neunummerierung in den Jahren 1820/21 zur Hausnummer Alleegasse 55, es handelte sich also um das Haus und die Fabrik des Franz Gruber. Weiß startete seine eigene Firma im Hause seines bisherigen Arbeitgebers.
Am 22. Sep. 1822 heiratete Weiß Cecilia Rapp aus Stetten. Das Paar bekommt drei Söhne: Vinzenz (1823), August (1825) und Johann Baptist (9. Juli 1829). Vinzenz wurde Techniker, August erlernte die Werkzeugmacherei im elterlichen Betrieb, Johann Baptist begann eine Lehre im kaufmännischen Bereich.
1826 erschien in der Wiener Zeitung eine Anzeige des „k.k. ausschl. privil. Gußstahl-Schneidewaaren-Fabrikanten“ Michael Feugl aus Senftenberg bei Krems, in der dieser bekannt gibt, seine Niederlage (Filiale) in Wien bei dem bürgerl. Tischlermeister und Werkzeugmacher Johann Weiß in der Josephstadt (Anm.: eigentlich St. Ulrich), Neudeggergasse Nr. 84 (Anm.: heute 8. Bezirk, Neudeggergasse 12), zu haben. Das versetzt Weiß in die Lage, seine Werkzeuge ebenso wie Franz Gruber mit „mit englischem Gußstahl plattirten“ Hobeleisen anzubieten. Gruber hatte 1823 ein eigenes Patent erworben und produzierte seine Hobeleisen und andere Schneidwerkzeuge selbst. Weiß, als bürgerlicher Tischler den Zunftbeschränkungen unterworfen, durfte das nicht. Also war diese Zusammenarbeit mit Feugl von größter Wichtigkeit für ihn. Privilegien und Fabriksbefugnisse spielten überhaupt eine große Rolle im gesamten Prozess der Industrialisierung vom Ende des 18. bis weit ins 19. Jahrhundert hinein. (Mehr dazu in einem eigenen Artikel).
Wahrscheinlich 1828 siedelte Johann Weiß seine Firma um in die Lumpertgasse 715 (heute Kettenbrückengasse 4, 4. Bezirk). Die erste Werbeanzeige erschien im Oktober 1837 in der Wiener Zeitung, in der sich Weiß erstmals als Tischler-Werkzeug-Fabrikant bezeichnet, nicht mehr als Tischler. 1839 erfolgte ein weiterer Umzug, Johann Weiß kaufte ein Haus in der Laimgrube, Gärtnergasse 87.
Hobel 1820 - 1842 aus meiner Sammlung
Auf dem Weg zum Industriebetrieb 1840 - 1850
Waren die 30er Jahre gekennzeichnet durch einen langsamen aber stetigen Aufschwung, so werden die 40er Jahre des 19. Jahrhunderts eine zugleich schwierige und wegweisende Dekade für das Unternehmen. Vor allem die Jahre 1842/43 und 1847 erweisen sich als folgenreich.
Am 17. Oktober 1842 stirbt völlig überraschend Johann Weiß‘ Sohn August 18jährig an Typhus. Ein schwerer Schlag für den Vater, war August doch schon sehr ins Geschäft eingebunden und dafür vorgesehen, den Betrieb zu übernehmen. Vinzenz, der älteste Sohn, gab daraufhin sein Technikstudium auf, wurde Compagnon seines Vaters. 1843 erhielt die Firma die einfache Fabriksbefugnis, 1845 wurde Vinzenz als Gesellschafter im Handelsregister eingetragen und der Firmenwortlaut in "Johann Weiss & Sohn" geändert. Der erste Adressbucheintrag als Weiß und Sohn findet sich schon im selben Jahr.
Am 28. März 1842 stirbt Anton Gruber, der die Fabrik seines 1838 verstorbenen Vaters Franz sehr erfolgreich weiterführte, im Alter von nur 24 Jahren an Nervenfieber; und ohne Nachfolger. Schließlich erscheint dann in diesem Jahr auch jener Mann auf der Bildfläche, der sich für das restliche Jahrhundert als fast übermächtiger Konkurrent für die Firma Weiß & Sohn erweisen sollte: Franz Wertheim, Kaufmann aus Krems an der Donau. Er gründete in Rehberg bei Krems mit einem Privilegium auf stahlplattierte Werkzeuge (zusammen mit dem Zeugschmied Georg Gleischner) eine privilegierte Fabrik für Hobeleisen. Anfang 1843 wurde er dann zunächst Compagnon bei Michael Holzer, der Grubers Fabrik samt dessen wertvollem Privilegium gekauft hatte, Mitte 1843 übernahm er den Zeughammer in Scheibbs allein. Er war 28 Jahre alt, tatkräftig, energisch, durch mehrere Reisen nach England, Frankreich und Deutschland ein autodidaktischer Fachmann für Werkzeug und ein Marketinggenie, als es diesen Begriff noch gar nicht gab.
Vinzenz Weiß erkannte die Bedrohung, die von Wertheim ausging. Weiß & Sohn hatten noch kein eigenes Privilegium, noch keine Fabriksbefugnis. Die Firma war im Wesentlichen noch ein Handwerksbetrieb und als solcher noch immer an Zunftbeschränkungen gebunden. Der erste Schritt erfolgte am 18. April 1843: Johann und Vinzenz Weiß erwarben ein Privilegium auf eine Maschine zur Herstellung eiserner Gewindebohrer. Damit war auch Weiß nun k.k.-privil.-Werkzeug-Fabrikant, die Zunftbeschränkungen fielen mit einem Schlag weg. Der zweite Schritt kam im Juli 1843: Joseph Herrmann, der ehemalige Werkmeister in Anton Grubers Stahlwarenfabrik in Scheibbs, hatte (ebenfalls im April) ein eigenes Privilegium auf stahlplattierte Werkzeuge erworben und damit eine privilegierte Fabrik gegründet. Weiß & Sohn beteiligten sich an diesem Privilegium als Compagnons. Am 10. Juli 1843 wurde die Zusammenarbeit in der Wiener Zeitung in einem ganzseitigen Inserat öffentlich gemacht, nicht ohne Hinweis darauf, dass Joseph Herrmann der einzige Werkmeister Grubers gewesen sei und nur er in der Lage sei, Schneidwerkzeuge in echt Gruber’scher Qualität herzustellen. Es war dies eine Antwort auf entsprechende Inserate Wertheims in den Monaten zuvor. Vinzenz baute den väterlichen Betrieb in einen Industriebetrieb um, der Kampf gegen Wertheim war eröffnet. Am 29. März 1844 erwarben Johann und Vinzenz Weiß schließlich ein eigenes Privilegium auf die Verbesserung in der Herstellung von mit Gussstahl belegter Schneidwerkzeuge.
1845 fand dann die österreichische allgemeine Industrie-Ausstellung in Wien statt. Es war dies nach 1835 (594 Aussteller) und 1839 (732 Aussteller) die dritte derartige Ausstellung in Wien, aber bei beiden finden sich weder Gruber noch Weiß in den Ausstellerverzeichnissen. Diesmal waren 1830 Aussteller im Katalog verzeichnet und lieferten ein eindrucksvolles Bild der österreichischen Industrie. Wertheim erkannte sofort den Wert solcher Ausstellungen, schon 1844 hatte er in Laibach eine silberne Preismedaille erhalten. In Wien wurden beide Fabrikanten mit der silbernen Medaille ausgezeichnet. Laut Zeitungsberichten über die Ausstellung (Der Wanderer, Journal des Österreichischen Lloyd) beschäftigte Wertheim 80 Mitarbeiter, Weiß 35 in seiner Fabrik und 50 außerhalb. Innerhalb von nur drei Jahren wurde der kleine Kaufmann Franz Wertheim einer der größten Werkzeugfabrikanten der Monarchie, und damit Europas. Vinzenz Weiß hatte ihn richtig eingeschätzt.
1846 kauften Johann und Vinzenz Weiß von einem gewissen Leopold Gruber ein Privilegium auf eine "Verbesserung stahlplattierter Schneidwerkzeuge", das ein Jahr später auf das dritte und vierte Jahr verlängert wurde.
Am 3. September 1847 verstarb dann Vinzenz Weiß völlig unerwartet an den Folgen einer Operation nach einem Leistenbruch.
Johann Baptist Weiß schrieb Jahre später: „Das war eine ernste Katastrophe, welche das durch ihn emporgehobene Geschäft erlitt. Vincenz war es, welcher in dem Geschäft die fabriksmäßige Erzeugung einführte, er machte erfolgreiche Studien und führte durchgreifende Reformen ein. Er gab dem Geschäft eine weit größere Ausdehnung, führte die Buchhaltung ein und erhöhte besonders den Absatz in den Provinzen. Im Jahre 1845 erwarb er sich den ersten Preis auf der Wiener Ausstellung. Schon arbeitete er an Maschinen zur vorteilhafteren Erzeugung der Werkzeuge, da raffte ihn der Tod hinweg. Das Geschäft verlor seinen Führer, Wertheim seinen Konkurrenten.“
Noch am selben Tag trat Johann Baptist Weiß mit 18 Jahren als Prokurist in die Firma ein. Die Hälfte des Privilegiums (Leopold Gruber), das die Eltern von Vinzenz geerbt hatten, wurde an den verbliebenen Sohn abgetreten.
1848 folgte das chaotische Revolutionsjahr. Johann Baptist, war zu jung, zu unerfahren, er war mehr mit der Nationalgarde beschäftigt als mit dem Unternehmen. Der Name Johann Weiß taucht auch in einer kaisertreuen "Erklärung" auf, die in der Wiener Zeitung erschien. (Anmerkung: Es ist weder klar, ob Johann Weiß Vater oder Sohn der Unterzeichner ist, noch ob es sich überhaupt um den Werkzeugfabrikanten handelt). Weiß & Sohn jedenfalls konnten Wertheim nicht mehr Paroli bieten. Zu allem Überdruss war die Wirtschaftslage in Folge der Revolutionswirren allgemein schlecht. „Der Sieg ward dem Wertheim“, formulierte es Johann Baptist später. Erst die Weltausstellung in London sollte eine Wende bringen.
1850 - 1860
1851 fand die große internationale Ausstellung in London statt. Johann Baptist Weiß war noch nicht bereit gewesen, ein Geschäft zu führen, von der Werkzeugherstellung hatte er noch zu wenig Ahnung. Aber sein Ehrgeiz erwachte. Er beschloss, persönlich bei der Eröffnung in London dabei zu sein. Es war seine erste große Auslandsreise. Er nutzte die Gelegenheit, besuchte Werkzeugfabriken in Berlin, Stuttgart, Paris, London, Sheffield, sah und lernte. Auf der Ausstellung selbst trug Wertheim den Sieg davon, er wurde mit der Preismedaille ausgezeichnet, Weiß & Sohn erreichten mit einer kleineren Auswahl an Werkzeugen immerhin eine ehrenvolle Erwähnung, in der Illustrirten Zeitung erschien auch ein Bericht über die Firma.
Johann Baptist wollte nun den Weg, den Vinzenz eingeschlagen hatte, fortführen. Er suchte um die Erlaubnis an, eine Dampfmaschine in seiner kleinen Fabrik errichten zu dürfen, was aber von behördlicher Seite abgelehnt wurde. Doch er fand einen Ausweg. 1851 wurden in Folge des Konkurses des Wiener Baumeisters Carl Pranter dessen Grundstücke auf der neuen Wieden 667 zum Verkauf angeboten. Weiß ergriff die Chance, kaufte ein Grundstück und errichtete eine komplett neue, größere Fabrik inklusive 4 PS starker Dampfmaschine. Drei Jahre später, im Juli 1854, erfolgte der Umzug in die neue Fabrik, was mittels Anzeigen in mehreren Zeitungen öffentlich bekanntgegeben wurde. Auf den großen Ausstellungen in München 1854 und Paris 1855 konnte Wertheim seine dominierende Stellung zwar dennoch festigen, wobei Weiß & Sohn in München nur mit einer kleineren Auswahl an Werkzeugen vertreten waren, in Paris dagegen gar nicht, aber was die Produktionskapazitäten betraf, befand sich Weiß & Sohn nun auf der Überholspur.
Johann Baptist Weiß war in der Zwischenzeit ein respektierter Firmenchef geworden. In meiner eigenen Sammlung befindet sich eine Quittung über den Erhalt der jährlichen Gebühr des Niederösterreichischen Gewerbevereins inklusive der persönlichen Eintrittskarte zu den Versammlungen für "Johann Weiß junior" für das Jahr 1855.
1856 zog sich Johann Weiß Vater ganz aus der Firma zurück, Johann Baptist führte den Betrieb von nun an "auf eigene Rechnung".
Im Juli 1858 findet sich im Fremden-Blatt eine Meldung, nach der der Gemeinderat Johann Weiß das Bürgerrecht verlieh, gemeint ist höchstwahrscheinlich Johann Baptist Weiß. Ebenfalls im Juli 1858 wurde die 4 PS starke Dampfmaschine bereits durch eine größere ersetzt und die erste Maschine zum Verkauf angeboten.
Ein eindrucksvolles Zeugnis der erbitterten Rivalität zwischen Wertheim und Weiß bietet ein „Duell via Inserat“ in der Grazer Zeitung im Dezember 1858: Weiß & Sohn hatten eine Hauptniederlage ihrer Werkzeuge beim Grazer Werkzeughändler Josef Jungl eröffnet und das in mehreren Anzeigen kundgetan. In diesen Anzeigen behauptete Jungl, dass Weiß & Sohn „anerkannt die besten Werkzeuge in der österreichischen Monarchie gegen Garantie liefert“. Das rief den Zorn Wertheims hervor, der Jungl, welcher bis dahin Kunde Wertheims war, mit Gegeninseraten und in scharfem Ton an die größeren Erfolge seines Etablissements bei den vorangegangenen Ausstellungen in London, München und Paris hinwies.
1860 - 1870
Anfang 1860 meldete Johann B. Weiß sein erstes eigenes Privilegium an, und zwar auf einen "Patent-Stellhobel". Die neue Konstruktion sollte eine einfache Parallelverstellung der Führungsschienen an verstellbaren Hobeln ermöglichen und wurde an mehreren Modellen angewendet (Bsp1, Bsp2). Weiß versuchte also, Wertheim mit Innovationen unter Druck zu setzen.
Im April des selben Jahres fanden Bezirksausschusswahlen in Wien fand, Johann B. Weiß erreichte dabei die Stichwahl um einen Sitz. Ob er diese auch gewonnen hat, ist mir nicht bekannt, allerdings war er spätestens 1863 im Gemeinderat für den Bezirk Margarethen vertreten.
Anfang 1861 gelang es Johann B. Weiß erstmals, das Marketinggenie Franz Wertheim mit dessen eigenen Waffen zu schlagen. Beim Buchverlag Gerold's Sohn in Wien erschien der "Atlas österreichischer Werkzeuge für Holzarbeiter, verfasst und herausgegeben von Johann Baptist Weiß, enthaltend 42 Tafeln mit 700 Abbildungen von Werkzeugen". Wertheim hatte schon 1854 ein ähnliches Werk verfasst, allerdings nur als Beigabe zu seiner nach der Ausstellung in München vom Gewerbeverein Fürth angekauften Werkzeugsammlung. Mit seiner Veröffentlichung als Buch kam Weiß seinem Konkurrenten jedoch zuvor. Erst 8 Jahre später, 1869, erschien dann Wertheims "Werkzeugkunde", dann allerdings als sehr umfassendes und beeindruckendes Werk mit Farblithographien.
In der Tagespost Graz erschien im November 1861 eine Rezension des Buches, ebenso in Dinglers Polytechnischem Journal. Dingler bezeichnete Weiß & Sohn bereits als größte Holzwerkzeugfabrik Europas.
1862 errangen Weiß & Sohn auf der Londoner Weltausstellung die Preismedaille. (Anm.: Wertheim, der in London als Jurymitglied in der Sektion Werkzeuge außer Konkurrenz ausstellte, findet in seinem offiziellen 9-seitigen Bericht 3 Seiten Platz, seine eigene Fabrik vorzustellen, immerhin einen einzigen Satz kann er seinem Konkurrenten Weiß widmen.)
In der Folge erhält Johann B. Weiß das goldene Verdienstkreuz.
Auch auf kleineren Ausstellungen waren Weiß & Sohn vertreten, so zum Beispiel auf der "ersten landwirthschaftlichen Ausstellung" im Bezirk Amstetten 1862.
Ebenfalls 1862 ergibt sich durch eine neue Hausnummerierung die neue Firmenadresse Margarethenstrasse 65, V, Margarethen.
Am 26. Januar 1863 stirbt Johann B. Weiß' Tochter Sophie.
Im Jahre 1863 nimmt Johann Weiß an der Industrieausstellung in Konstantinopel teil. Es erscheinen 2 Berichte dazu in der Wiener Zeitung (2. Juni, 6. Juni).
Am 3. Oktober 1863 wird die Firma ins Register für Einzelfirmen eingetragen, Johann Baptists Ehefrau Sophie fungiert als Prokuristin.
Anfang 1864 erhält Johann B. Weiß den königl. preußischen Königs-Orden 4. Klasse, am 28. Mai 1864 gestattet ihm der Kaiser, den Orden anzunehmen und auch zu führen (Anm.: das Annehmen und Tragen ausländischer Orden bedurfte der Zustimmung des Kaisers!).
1865 kandidiert Weiß erneut für den Gemeinderat, in der Presse erscheint eine kurze Vorstellung der Kandidaten, in der Weiß der (Anm.: liberalen) Fortschrittspartei zugerechnet wird, seine Zuständigkeiten sind die "Bau- und Armensection".
Am 23. August erhält Weiß & Sohn ein Privilegium auf Setzbretter für Buchdrucker, das Sortiment wird um Einrichtungen und Werkzeuge für Buchdrucker erweitert. Schon im September 1865 nimmt Weiß an der Ausstellung des landwirtschaftlichen Bezirksvereins Mödling in der Brühl mit dem erweiterten Sortiment teil, worüber die Neue Freie Presse berichtet. Im Oktober erscheinen dann dementsprechende Anzeigen in mehreren Zeitungen.
Im November 1865 berichtet die Neue Freie Presse, dass Johann B. Weiß vom Sultan von Konstantinopel der "Medschidie Orden" (vierter Klasse) verliehen wurde, am 9. Januar 1866 gestattete der Kaiser die Annahme des Ordens.
Im Mai 1866 muss Johann Weiß dann ein Ausgleichsverfahren anmelden. Warum diese wirtschaftliche Notlage entstanden war, lässt sich aus den Zeitungsartikeln nicht rekonstruieren. Ein Zusammenhang mit den politischen Ereignissen dieses Jahres, dem Deutschen Krieg und der Niederlage Österreichs bei Königgrätz am 3. Juli 1866 ist allein durch die zeitliche Nähe durchaus denkbar. In der Folge muss auch der Fensterhersteller Markert in Wien Konkurs anmelden. In der diesbezüglichen Mitteilung in der Neuen Freien Presse vom 24. Mai heißt es, die Firma sei an Weiß & Sohn mit 96.000 Gulden beteiligt. (Anm.: Gemeint ist damit am ehesten eine Beteiligung am Ausgleich als Gläubiger, Weiß & Sohn waren ja eine Einzelfirma, dagegen spricht allerdings die Tatsache, dass die Summe von 96.000 Gulden in der Liste der größten Gläubiger in der Presse vom 8. Mai so nicht aufscheint.)
Interessant ist dann auch die Begründung für die Aufhebung des Ausgleichsverfahrens im März 1867: Sie erfolgt nämlich "mit Rücksicht auf das merkantile Ansehen der Firmaträger und dessen auch vom k.k. Landesgericht anerkannten Schuldlosigkeit an den zahlreichen Unglücksfällen".
Kurz nach dem überstandenen Ausgleichsverfahren war Weiß & Sohn dann bei der großen Ausstellung in Paris 1867 vertreten. Gleich mehrere Artikel in verschiedenen Zeitungen berichteten, meist sehr detailliert, darüber (Die Debatte, Die Presse, Wiener Sonn- und Montags-Zeitung, Gemeinde-Zeitung). Die Medaille, mit der Johann B. Weiß in Paris ausgezeichnet wurde, befindet sich heute in meiner eigenen Sammlung.
Im Mai 1867 wurde Johann B. Weiß in den Vorstand der Genossenschaft der Maschinenfabrikanten, Mechaniker etc. gewählt.
Im Zuge der Hietzinger Ausstellung 1868 erschienen ebenfalls mehrere kurze Bericht in mehreren Zeitungen (Die Presse, Neues Wiener Tagblatt, Die Debatte, Gemeinde-Zeitung).
1869 wurde Johann B. Weiß für seine Erfolge bei der Pariser Ausstellung vom russischen Zaren das Ritterkreuz zum Stanislaus-Orden verliehen. Aus diesem Anlass wurde im März ein großes Firmenfest gefeiert. Die Belegschaft bedankte sich dafür öffentlich mit einem Dankschreiben (Neue Freie Presse, Gemeinde-Zeitung). Im Mai gestattete der Kaiser auch offiziell die Annahme der Auszeichnung.
1870 - 1880
Anfang 1870 folgte die nächste Auszeichnung für Johann Baptist Weiß: Das Ritterkreuz zum königlich portugiesischen Christus-Orden.
1872 erschien im Neuen Wiener Tagblatt eine öffentliche Danksagung des Tischlers Josef Hieke, dem von Johann B. Weiß anlässlich seines 25-jährigen Dienstjubiläums ein Dankschreiben und der Betrag von 100 Gulden überreicht wurde.
Im Jahre 1873 fand die große Wiener Weltausstellung statt, Weiß & Sohn wurden mit der Verdienstmedaille für Werkzeuge und Maschinen sowie mit der Fortschritts-Medaille für Werkzeuge und Maschinen für Buchbinder ausgezeichnet. Außerdem erschien in der Wiener Weltausstellungszeitung ein großes Firmenportrait.
1874 erwarb die Firma Weiß & Sohn ein Privilegium auf eine "Schweifsäge-Maschine" (eine Dekupiersäge), welches aber bereits ein Jahr später nicht mehr verlängert wurde.
Die bei der Wiener Weltausstellung ausgezeichneten Buchdruckerwerkzeuge wurden durch mehrere Anzeigen in der Buchdrucker-Zeitung gezielt beworben.
In Teplitz fand 1875 eine Gewerbeausstellung statt, zu der das Handelsministerium Wien eine 10 Kassetten umfassende Sammlung von Holzbearbeitungswerkzeugen aus dem Bestand an Fach- und gewerblichen Lehrmitteln schickte. Neben österreichischen Werkzeugen von Weiß & Sohn enthielten diese Kassetten auch Werkzeuge aus Dänemark (Peter Ibsen), Amerika (Stanley), England (John Benyon) und nicht näher bezeichnete japanische. Ein kurzer Bericht darüber erschien in der Teplitzer Zeitung.
Die Sammlung des Handelsministeriums sorgte schon ein Jahr zuvor im Niederösterreichischen Gewerbeverein für einen freundschaftlichen Disput zwischen dem Vizepräsidenten Wilhelm Franz Exner und Franz Wertheim, der den Umstand monierte, dass seine Werkzeuge nicht Bestandteil dieser Sammlung waren.
Von 1876 an erschienen regelmäßig Anzeigen von Weiß & Sohn im Neuigkeits Welt Blatt.
Bei der im selben Jahr in Philadelphia stattgefundenen Weltausstellung waren Weiß & Sohn nicht vertreten.
1877 wurden zwei Privilegien erworben: auf einen Universalzirkel (im August) und erneut auf eine Dekupiersäge (im November).
Hohen Besuch durfte Johann B. Weiß im April 1878 empfangen: Erzherzog Karl Ludwig besichtigte im Vorfeld der Pariser Weltausstellung die Fabrik in Begleitung des Präsidenten der niederösterreichischen Handels- und Gewerbekammer Johann Gögl. Die Neue Freie Presse berichtete. Bei der Ausstellung errangen Weiß & Sohn die große Preismedaille, zusätzlich wurde die Firma auch für "Möbel-Material" mit einer Bronzemedaille ausgezeichnet, weiters erhielt der Mitarbeiter Georg Bidal(e) eine ehrenvolle Erwähnung.
Anfang des Jahres 1879 erhielt Johann B. Weiß für seine Erfolge in Paris das goldene Verdienstkreuz mit der Krone.
Das Privilegium auf die Dekupiersäge wurde im April nach einem Jahr nicht mehr verlängert, jenes auf einen Universalzirkel dagegen im Oktober gleich um 2 Jahre .
Bei der großen Industrieausstellung in Sydney, die auch in diesem Jahr stattfand, errangen Weiß & Sohn den 3. Preis. Die offizielle Liste der Ausgezeichneten erschien erst im Jahr darauf in Der Presse.
1880 - 1890
1880 fand in Melbourne eine Weltausstellung statt, Weiß & Sohn wurden mit dem ersten Preis ausgezeichnet. Eine Liste mit den österreichischen Preisträgern wurde erst im Mai 1881 veröffentlicht.
Weiß & Sohn starteten die Dekade mit einer Innovationsoffensive, angefangen mit einer neuen Verbesserung an Stellhobeln, das dazugehörige Privilegium wurde am 29. Januar 1881 erteilt. Dem folgten ein Privilegium auf die Verbesserung an Nuthobeln am 19. Mai, und ein Privilegium auf Verbesserungen an Schraubzwingen am 21. Mai. Das Privilegium auf den Universalzirkel dagegen wurde im Dezember nicht mehr verlängert.
Bei der ersten Wiener Möbel-Industrie-Ausstellung fungierte Johann B. Weiß als Präsident.
Das letzte Viertel des 19. Jahrhunderts ist durch einen sozialen Umbruch gekennzeichnet, vor allem die Arbeiterbewegung verändert die Arbeits- und Produktionsbedingungen nachhaltig. Weiß & Sohn vertreten eine liberale, auf den Ausgleich zwischen den Fronten abzielende Haltung. Am 1. Januar wird in Wien der "Pensionsverein für Angestellte des Handels und der Industrie in Österreich" gegründet. Weiß & Sohn sind als unterstützende Mitglieder an der Gründung beteiligt. Die Kaufmännische Zeitschrift bringt einen ganzseitigen Artikel.
Am 18. Mai 1883 wird Johann Baptist Weiß als Prokurist im Handelsregister für Einzelfirmen eingetragen (Anm.: Es handelt sich um den Sohn des Firmenchefs).
1884 spendeten Weiß & Sohn eine Hobelbank mit Werkzeugen an den Verein des "Kaiser Franz Joseph Jugend Asyls", ein Heim für schwer erziehbare Jugendliche, das 1883 auf Schloss Weinzierl in Niederösterreich gegründet wurde. Auch Wertheims Nachfolger (entweder Anton Fanta oder Johann D. Flir, oder beide) trugen eine Spende bei.
Im August 1884 fand in Wien die Internationale Motoren Ausstellung statt, der das Kronprinzenpaar Rudolph und Stephanie einen offiziellen Besuch abstattete. Der Kronprinz zeigte ein besonderes Interesse an der Exposition der Firma Weiß & Sohn, besonders an den ausgestellten Hobeln und sprach Johann B. Weiß seine vollste Anerkennung aus.
Im Januar 1885 berichtete das Neue Wiener Tagblatt in einem kurzen Artikel über das 25-jährige Firmenjubiläum zweier Tischler der Firma Weiß & Sohn. In der Presse veröffentlichte die Firma eine Anerkennung im Anzeigenteil der Zeitung.
1886 brach in der Fabrik ein Feuer aus, das aber keinen großen Schaden anrichtete.
Im Dezember 1887 war die Firma Weiß & Sohn neben anderen namhaften Wiener Industriebetrieben (u. a. den Gebr. Thonet) Mitglied eines Kommittees zur Unterstützung der Regulierung des Wienflusses. Überschwemmungen im Stadtgebiet waren seit Jahrzehnten ein immenses Problem, verwirklicht wurde das Projekt von 1894 bis 1904.
1888 hielt der Niederösterreichische Gewerbeverein zum 40. Jubiläum Kaiser Franz Josefs Regentschaft eine außerordentliche Generalversammlung ab, die gleichzeitig den Abschluss der Jubiläums-Gewerbeausstellung bildete. Dabei wurden verdiente Mitarbeiter der ausstellenden Firmen mit Vereinsmedaillen ausgezeichnet. Von der Firma Weiß & Sohn wurde diese Ehre dem Werkführer Georg Bidale (der schon 1878 in Paris ausgezeichnet wurde) zu Teil.
1890 - 1900
1891 spendeten die Arbeiter der Fabrik Weiß & Sohn 1 Gulden und 30 Kreuzer von ihrem am 1. Mai verdienten Geld an die Arbeiterbewegung als sogenanntes Maiopfer. Dies ist ein erster Hinweis auf gewerkschaftliche Strukturen innerhalb der Werkzeugfabrik. Der erste internationale Tag der Arbeit wurde im Jahre 1890 abgehalten, die Gewerkschaften in Österreich waren zu dieser Zeit aber noch nicht zentral organisiert, sondern nur ein loser Zusammenschluss von verschiedenen Gewerkschaftsvereinen, entstanden aus Bruderläden und zünftigen Vereinigungen. Von der internationalen Streikwelle zwischen 1888 und 1892 blieb die Fabrik Weiß & Sohn verschont. 1893 fand dann der erste österreichische Gewerkschaftskongress statt, der die eigentliche Geburtsstunde einer organisierten Gewerkschaftsbewegung in Österreich darstellt.
Am 1. März 1892 wurde die Firma Weiß & Sohn in eine Offene Gesellschaft umgewandelt. Als offene Gesellschafter wurden, neben dem bisherigen Alleineigentümer Johann Baptist Weiß senior, seine Söhne Johann Baptist Weiß junior und Wilhelm Heinrich Weiß eingetragen, Gattin Sofie Weiß erhielt die Prokura.
Möglicherweise aus diesem Jahr stammt ein Foto aus meiner eigenen Sammlung: Es zeigt die Belegschaft der Firma Weiß & Sohn, in der Mitte Johann Baptist Weiß, flankiert von seinen Söhnen. Leider ist es weder datiert noch sonstwie beschriftet.
Im Juli reichten Weiß & Sohn ein Ansuchen auf eine Baubewilligung für ein neues Magazin in der Wienstraße 81 (IV. Bezirk) ein.
Im Dezember 1892 trugen Weiß & Sohn eine Marke im Markenregister ein. (Anm.: Anscheinend ist dies die erste Markenregistereintragung der Firma, obwohl das erste Markenschutzgesetz bereits 1859 in Kraft trat.)
1893/94 übertrug Franz Bidale (Anm.: möglicherweise der Bruder oder Sohn des Werkmeisters Georg Bidale, ein Nachweis fehlt allerdings) zwei Privilegien an die Werkzeugfabrik Weiß & Sohn: Ein Privilegium auf einen "Conischziehhobel" (am 12. Dezember 1893) und ein weiteres auf ein Streichmaß (am 23. April 1894)
Im Oktober 1894 scheinen Johann B. Weiß sen. und Wilhelm Weiß auf einer Mitgliederliste des Wiener Kaufmännischen Vereins auf.
Im April 1895 übernahmen Weiß & Sohn ein Privilegium eines Adolph Raab für eine Vorrichtung zur Schränkung von Sägen.
Am 13. Juni 1895 erliegt Johann Baptist Weiß sen. im 66. Lebensjahr in seinem Wohnsitz in der Hinterbrühl (Niederösterreich) einem Herzinfarkt. Mit 18 Jahren völlig unvorbereitet in die Firmenleitung eingetreten, formte er in 48 Jahren die größte Werkzeugfabrik für Tischlerwerkzeuge Europas.
Das Neue Wiener Tagblatt widmete ihm am 15. Juni einen Nachruf.
Dem Oberösterreichischen Gewerbeverein spendeten Weiß & Sohn im September 1895 eine Sammlung von Werkzeugen für dessen Gewerbemuseum.
Im September wurde Sophie Weiß Nachfolgerin ihres Gatten als offene Gesellschafterin der Firma, ihre Prokura wurde gelöscht.
Einen interessanten Einblick in das politische Klima dieses Jahrzehnts liefert eine kurze Nachricht im antisemitischen Deutschen Volksblatt 1896: Es handelte sich um eine Beschwerde, dass das Militär von jüdischen Firmen wie Flir (Anm.: Johann Desider Flir erbte 1883 die Wertheim'sche Werkzeugfabrik in Wien und war tatsächlich jüdisch) und Weiß & Sohn beliefert werde. 2 Monate später berichtigte das Blatt diese Meldung und stellte fest, dass Weiß & Sohn eine christliche Firma sei. 1897 wurde der Antisemit Karl Lueger Bürgermeister in Wien.
Bei der 1896 in Czernowitz (Anm.: Bukowina, heute Ukraine) abgehaltenen "Ausstellung von Handwerkzeugen, Hilfsmaschinen, Motoren und Materialien für das Kleingewerbe" wurden Weiß & Sohn mit der Museums-Medaille in Gold ausgezeichnet.
1897 wird Johann B. Weiß II ins Gewerbegericht gewählt.
1898 sucht die Firma mittels Stellenanzeige einen Lehrling, interessanterweise muss er Christ und deutscher Nationalität sein.
Das Prager Tagblatt erwähnt 1899 in einem Artikel, dass die permanente Ausstellung im technologischen Gewerbemuseum der Prager Handels- und Gewerbekammer neben Werkzeugen von J. B. Rott und Ottokar Skrivan auch Werkzeuge von Johann Weiß & Sohn enthält.
Im selben Jahr stellten Weiß & Sohn einen Antrag auf einen Hausbau in der Inzersdorferstrasse (IV. Bezirk).
1900 - 1918
1901 findet sich ein weiteres Ansuchen auf eine Baubewilligung für einen Hausbau, diesmal im XII. Bezirk, Unter Meidling. Dabei handelt es sich eigentlich um den Neubau einer Fabrik.
Wurde die Firma Weiß & Sohn von der ersten internationalen Streikwelle (Anm.: siehe oben) noch verschont, war das bei der Streikwelle in Österreich während der Konjunkturphase zwischen 1902 und 1912 anders.
Im August 1906 wird in der Arbeiter Zeitung das erste Mal von einem Streik der Arbeiter der Fabrik Weiß & Sohn berichtet. Anscheinend haben sich die Arbeitsbedingungen unter der neuen Firmenleitung nach dem Tod von Johann B. Weiss sen. ziemlich verschlechtert, denn die erste Forderung der Streikenden bezieht sich auf sauberes Trinkwasser.
1907 folgte ein Streik über sieben Wochen. Die (sozialistische) "Arbeiter Zeitung" zeichnet in 2 Artikeln (2. August 1907 und 23. August 1907) ein völlig anderes Bild von den Geschehnissen als das (christlich-soziale) Arbeiterblatt "Freiheit!" (28. September 1907). Der erste Artikel der Arbeiter Zeitung erwähnt auch erstmals beide Fabriken in Margareten und Meidling.
1908 scheidet Sophie Weiß als Gesellschafterin aus der Firma aus.
In der "Österreichischen Forst-Zeitung" erschien 1909 ein Bericht über Absauganlagen der Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg AG. Am Ende dieses Artikels wird auch erwähnt, dass die Werkzeugfabrik Weiß in Wien eine Anlage dieser Firma in Betrieb hat.
1910 ereignete sich ein Arbeitsunfall in der Fabrik mit einem Schwerverletzten.
Das Jahr 1911 brachte ein aus Sicht der Firma Johann Weiß & Sohn historisches Ereignis: Die Übernahme der Werkzeugfabrik D. Flir (vorm. Franz Wertheim). Am 14. Februar 1911 wurde die Fabrik in Neustift gekauft, im Juni folgte das Werk in Wien. Es ist dies der Schlusspunkt einer beinahe 70 Jahre andauernden, phasenweise erbitterten, Rivalität.
Die Firma D. Flir wurde unter diesem Namen bis in die 1920er Jahre hinein weitergeführt, ebenso wurde das Fabrikzeichen beibehalten. Der vollständige Firmenwortlaut (z. B. in Katalogen und auf Briefköpfen) lautete nun: "Joh. Weiß & Sohn (D. Flir vorm. Franz Wertheim)".
Noch im selben Jahr wurde in Neustift eine neue Fabrik gebaut.
Schon 1912 suchte das ehemalige D. Flir-Werk in Neustift neue Mitarbeiter, wie aus diesem Bericht in der "Salzburger Wacht" hervorgeht. Das sozialdemokratische Blatt weist darauf hin, dass die Arbeiter "unorganisiert", also keine Gewerkschaftsmitglieder, sein sollten und fordert Bewerber auf, darüber falsche Angaben zu machen.
Ebenfalls 1912 weisen einige Stellenanzeigen auf einen Fabriksneubau (oder einer Fabriksvergrößerung?) von Weiß & Sohn in Wien, XII. Bezirk, Oswaldgasse hin. Hier ein Bild der neuen Fabrik aus dem Musterbuch Nr. 33 aus meiner Sammlung.
1914 meldeten Weiss & Sohn ein Patent auf eine Stegbefestigung bei Handsägen (Gestellsägen) an. Das Original der deutschen Patenturkunde befindet sich in meiner Sammlung.
Im selben Jahr wurde Josef Plank, Arbeiter bei Weiß & Sohn in Neustift, für 40-jährige treue Dienste mit einer Ehrenmedaille ausgezeichnet. Der Artikel der "Linzer Tages-Post" erschien am 29. Juli 1914, einen Tag nach der Kriegserklärung Österreich-Ungarns gegen Serbien.
Am 11. Februar 1915 wurden die Fabriken in Wien (Oswaldgasse) und Neustift für die Kriegsdauer per Erlass zu staatlich geschützten Unternehmen erklärt.
1918 - vorläufig bis 1946
Der Zusammenbruch der Monarchie hatte natürlich dramatische Auswirkungen auf die österreichische Industrie. Wie für die meisten Industriebetriebe bedeutete auch für Weiss & Sohn der Wegfall der Kronländer und deren Umwandlung in Nationalstaaten einerseits eine massive Reduktion des Absatzgebietes, andererseits auch den Verlust wichtiger Rohstoffquellen (vor allem Kohle und Erdöl). Dazu kamen eine extreme Inflation und die Staatsschulden der Monarchie, die größtenteils von der Wirtschaft getragen wurden. Erst durch eine Völkerbundanleihe und die Einführung des Schillings Mitte der 20er Jahre erholte sich die Wirtschaft langsam.
1920 will die Firma Weiss & Sohn die Wasserkraftanlage in Neustift zu einem E-Werk ausbauen. Hier die originale Projektbeschreibung, die bei der Bezirkshauptmannschaft Scheibbs eingereicht wurde. Anscheinend verhinderte die allgemein schlechte Wirtschaftslage lange Zeit die Realisierung dieses Projekts. Aus den historischen Bauakten der Gemeinde Neustift geht hervor, dass die Anlage erst 1936 nach 6-maliger Fristverlängerung fertiggestellt wurde.
1923 verleiht das Bundesministerium für Handel und Gewerbe der Firma Weiß & Sohn die Auszeichnung, das Staatswappen im geschäftlichen Verkehr (Anm.: z. B. am Briefkopf) zu führen.
1927 melden Weiß & Sohn in Deutschland ein Patent für ein neues Keilwiderlager bei Hobeln an, nach einer 2-jährigen Einspruchsfrist 1929 in Österreich, 1931 auch in Polen. In meiner Sammlung befinden sich die originalen Patenturkunden für Österreich, Deutschland und Polen.
Ca. ab 1930 versucht die Firma Weiss die Produktpalette zu erweitern. Mit "Lord" wird eine neue Marke eingeführt, produziert werden Alpin-Ski und Gartenmöbel. 1932 wird ein "Strecksessel" (ein Liegestuhl) in Österreich und England zum Patent angemeldet.
Ein tragisches Ereignis 1932 hat zwar nur einen indirekten, aber kuriosen Bezug zu Weiß & Sohn: Bei einem Raubmord in Wien war ein Hammer der Firma als Tatwaffe verwendet worden. Die "Illustrierte Kronen Zeitung", schon damals ein Boulevardblatt, berichtete darüber in einem reißerischen 4-seitigen Artikel, der Hammer wird detailliert beschrieben, in zwei Ansichten abgebildet und sogar die Firma Weiß & Sohn mit Adresse als Hersteller genannt.
Eine Anzeige in der Beilage der Zeitschrift "Illustrierte Flora" aus dem Jahr 1934 zeigt einen von Weiss & Sohn hergestellten Nistkasten für Singvögel.
Im April 1942 stirbt Hans Weiß, öffentlicher Gesellschafter der Firma Joh. Weiß & Sohn. Die einzige Todesanzeige erscheint im nationalsozialistischen Hetzblatt "Völkischer Beobachter".
1946 erschien eine Werbeanzeige in der Zeitschrift "Industrie und Technik".